Fanausschreitungen in Ahlen

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Fanausschreitungen in Ahlen

Beitragvon Happelche » 19.04.2005, 11:27

Mit dieser Presseerklärung wollen Ultras Frankfurt zu den Vorfällen beim Zweitligaspiel unserer Eintracht in Ahlen Stellung beziehen und einige Dinge richtig stellen...



Sowohl auf Premiere als auch im DSF konnte man aufgebrachte Eintrachtanhänger sehen, welche von den Moderatoren als "Krawallmacher" und "Randalierer" tituliert wurden. Fakt ist, dass es am Sonntag in Ahlen zu Handgreiflichkeiten zwischen Eintracht-Fans und der Polizei gekommen ist. Über die Gründe können Fernsehmoderatoren und Presse-vertreter, die nicht im Gästeblock waren, jedoch nur spekulieren. Nach dem Motto "Only bad news are good news" wurden Frankfurter Fußballfans wieder einmal in einem völlig falschen Licht dargestellt, ohne die wirklichen Hintergründe zu kennen. Diese Spekulation und pauschale Vorverurteilung ist absolut fragwürdig und stellt in keiner Weise guten und objektiven Journalismus dar, den man eigentlich erwarten sollte.

Da Ultras Frankfurt und andere Teile der Frankfurter Fanszene immer wieder für Ausschreitungen verantwortlich gemacht werden und zudem seit Jahren mit teilweise völlig ungerechtfertigten Stadionverboten und Repressionen jedweder Art zu kämpfen haben, ist es für uns jetzt an der Zeit, selbst in die Offensive zu gehen um uns geschlossen gegen diese Vorwürfe zu wehren.

Die Vorfälle in Ahlen sind keinesfalls auf das Verhalten Frankfurter Fans oder der Gruppe Ultras Frankfurt zurückzuführen, sondern einzig und allein die Konsequenz einer unerklärlichen und skandalösen Polizeitaktik. Zu Beginn der ersten Halbzeit saß ein Fan mit seiner Eintracht-Fahne auf dem Zaun, die er zum Einlauf der Mannschaften und darüber hinaus schwenkte. Von diesem Fan ging absolut keine Gefahr aus, dies werden alle Eintrachtfans bestätigen können. Ganz im Gegenteil, das Schwenken der Fahne war eine Demonstration friedlicher Emotionen und in keiner Weise rechtfertigt dieses Ausleben seines Fanseins das, was dann passierte.

Der Fahnenschwenker war ca. zwanzig Polizisten offensichtlich ein Dorn im Auge und diese drangen deshalb rabiat in den Gästeblock ein, um den Frankfurter Zuschauer davon abzuhalten, seine Fahne zu schwenken. Dass diese unverständliche Aktion zu Protesten und Beschimpfungen der Eintrachtfans in Richtung Polizei führte, sollte jedem Einsatzleiter oder jeder anderen ausführenden Kraft der Polizei schon vor der Maßnahme klar gewesen sein!

Das absolut grundlose Entern des Blockes durch eine Vielzahl an Polizisten in Kampfmontur missfiel dem Großteil an Gästefans, die dies auch verbal kundtaten. Dass diese Proteste jedoch einen Schlagstockeinsatz sowie den massiven Einsatz von Pfefferspray (welches den Fans aus nächster Nähe in die Augen gesprüht wurde) zur Folge hatte ist schlichtweg unfassbar kopflos und definitiv untragbar. Daraufhin spielten sich im Gästeblock die tumultartigen Szenen ab, die man einige Stunden später im Fernsehen sehen konnte: Frankfurter Fans wehren sich gegen prügelnde Polizisten; dies völlig gerechtfertigt und menschlich. Natürlich wurde von einem völlig unnötigem sowie total überzogenem Polizeieinsatz nichts erwähnt. Auch der ausschlaggebende Grund für den Polizeieinsatz, nämlich ein fahne-schwenkender Fan, wird nicht erwähnt. Die Wahrheit, die jeder kennt, der sich zu dieser Zeit im Gästeblock befand, wurde schlicht und einfach außer Acht gelassen, nur um sich dem Klischee des randalierenden Fußballfans wieder einmal zu bedienen. Was übrig bleibt ist ein Bild, das Frankfurter Fußballfans in ein völlig falsches Licht stellt und den Eindruck vermittelt, dass Fans der Eintracht grundlos Gewalt und die Konfrontation mit der Polizei suchen.

Nachdem sich die Situation im Block wieder etwas beruhigt hatte, begann die Polizei vor dem Block damit Fans der Eintracht willkürlich festzunehmen. Als sich immer mehr Fans vor dem Block sammelten um ihre Freunde gegen diese Schikane zu unterstützen, eskalierte die Situation erneut: Kurz nach Beginn der 2. Halbzeit sah sich die Polizei genötigt, wiederum Schlagstöcke und Pfefferspray einzusetzen. Daraufhin flogen Flaschen, Becher und Steine gegen die Polizisten, welche nun aus dem Stadion flüchten mussten. Wir wollen diese Umstände nicht beschönigen, sie sind jedoch ganz klar eine Reaktion auf das völlig inakzeptable Verhalten der Polizei und keinesfalls als grundloser Gewaltakt zu sehen. Selbst Menschen, die absolut nicht zur Gewalt neigen, waren sehr erbost und wehrten sich verständlicherweise dagegen, sich von der „Staatsmacht“ schikanieren und verprügeln zu lassen.

Aus nichtigen Gründen und purer Paragraphenreiterei den Block zu entern, war definitiv die ungeschickteste Lösung! Mit ein wenig gesundem Menschenverstand, gerade von Polizeikräften eigentlich zu erwarten, wäre es nicht zu den darauf folgenden unschönen Szenen gekommen. Dieser gewalttätige Einsatz der Polizei ist mit einem normalen Rechtsempfinden nicht nachzuvollziehen!

Fazit ist, dass einmal mehr überzogene polizeiliche Interventionen zu massiven Auseinandersetzungen geführt haben. Interventionen, die unverhältnismäßiger und kontraproduktiver nicht hätten sein können. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl hätte man gar nicht erst den Block betreten, zumal es für die, die jenen Block bevölkern und beleben, nämlich die Fans, absolut keinen erkennbaren Grund für polizeiliche Intervention gegeben hat, da von besagtem Fan und auch dem Rest des Blocks absolut keine Gefahr ausging. Das unüberlegtes und aggressives Verhalten der Polizei dazu führt, dass die Situation im absolut friedlichen Block eskaliert ist; dies kann jeder bestätigen, der bei den Szenen in Ahlen dabei war. Schön wäre es auch, wenn die Polizei die Beweisaufnahmen die von mindestens 2 Kameras gefilmt wurden sich mal ansieht und ihren eigenen Einsatz mal kritisch beleuchtet.



Dass die Polizeibeamten bei aller Hektik noch die Muße hatten, mit dem Knüppel in der Hand drohend, Eintrachtfans persönlich zu beschimpfen und zu provozieren, sei nur am Rande erwähnt. Dieses Verhalten sowie die Wortwahl der Polizisten gingen klar unter die Gürtellinie.

Wir sehen das Vorgehen der Polizei in engem Zusammenhang zur Fußball Weltmeisterschaft 2006. Ganz Deutschland befindet sich momentan in einem noch nie da gewesenen Sicherheitswahn, der an Paranoia grenzt. Die oben angeführten Vorkommnisse in Ahlen zeigen einmal mehr auf, dass sich Polizei und Co. das in letzter Zeit so oft erwähnte "Sicherheitsproblem" durch in keinem Verhältnis mehr stehende Polizei-präsenz und unnötige Eingriffe zum Teil auch selber erschaffen um dann damit das Polizeiaufgebot auch noch rechtfertigen. Es wird konsequent und strategisch versucht, jegliche Emotionen zu unterdrücken und kritische, mündige Fans mundtot zu machen, um eine "saubere", eine WM der Kunden und des Kapitals zu schaffen. Wir als Fußballfans sehen uns mit Problemen seitens der Polizei und des DFB konfrontiert, von denen man vor einigen Jahren nur (schlecht) träumen konnte. Wenn mittlerweile ein Fan, der auf einem Zaun sitzend friedlich seine Fahne schwenkt ausreicht, um den oben beschriebenen Polizeieinsatz zu rechtfertigen, läuft in Deutschland definitiv etwas falsch.

Wenn dann die Medienlandschaft ganz aktuell auch noch absolut unreflektiert über solche Geschehnisse berichtet, dass es unserer Ansicht nach an Panikmache grenzt, können und dürfen wir das als Fans von Eintracht Frankfurt so nicht akzeptieren. Es kann nicht sein, dass tausend von aktive Fußballfans unterdrückt werden, um später sagen zu können, dass man alles für eine sichere WM in Deutschland getan hätte.

Wir haben es satt, als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden!

Unsere ganze Leidenschaft gehört der Eintracht und unserer Fankultur, diese werden wir uns definitiv nicht nehmen lassen. Es kann einfach nicht sein, dass die Grundrechte, die für jeden Bürger dieses Landes elementar gelten, für uns aktive Fußballfans außer Kraft gesetzt sind. Dieser Zustand ist unerträglich! Wenn staatliche Gewalt legitimiert wird, und die Täter keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben, so müssen wir uns fragen, ob wir tatsächlich in einem Rechtsstaat leben, oder ob einfach nur der Stärkere sich hier das „Recht“ nimmt.

Als Konsequenz der Vorfälle in Ahlen werden wir am kommenden Sonntag beim Heimspiel gegen Unterhaching die ersten 15 Minuten des Spiels gegen die Polizeiwillkür und schweigen auf jeglichen Support verzichten. Dieser Boykott richtet sich ausdrücklich NICHT gegen die Leistung der Mannschaft, sondern ist ein Protest gegen die deutschlandweite Polizeiwillkür. Wir wollen mit dieser Aktion ein Zeichen setzen.

¨ Ein Zeichen in Richtung WM-Komitee und DFB, welche immer wieder Forderungen nach noch mehr Sicherheitsvorkehrungen und Repressionen stellen und damit dem Fußball die Seele, nämlich die Fans, raubt.

¨ Ein Zeichen in Richtung der Polizei, dass man ungerechtfertigte Aktionen nicht länger toleriert und in Zukunft auch nicht vor Anzeigen gegen die Polizei (Dienstaufsichtsbeschwerden usw.) und anderen Maßnahmen zurückschreckt.

¨ Ein Zeichen in Richtung Eintracht AG, welche sich immer wieder von vermeintlichen "Randalierern" distanziert und sich zu wenig für ihre wahren Fans einsetzt.

¨ Und zu guter letzt auch als Zeichen an unsere eigene Fanszene, welche sich in schweren Zeiten wie diesen nicht verstecken darf und stärker als je zuvor zusammenhalten muss.

Wenn es die Umstände erfordern, steht der Support der Mannschaft einfach hinten an. Zustände wie beim Spiel in Ahlen sind einfach nicht tragbar. Es geht hier um grundlegende Rechte für uns Fans und um diese zu erhalten sollte momentan wichtiger sein als jede Choreographie, jede Fahne oder wie hier im schlimmsten Fall auch die Unterstützung der Mannschaft. Denn wenn jetzt nicht alle Fans zusammenhalten und an einem Strang ziehen, wird der Fußball in ein paar Jahren so wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben wohl endgültig nicht mehr existieren.

Dem Vorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG, sowie dem Mannschaftsrat/der Mannschaft wurden dieses Schreiben übergeben um sie über unsere Probleme und unser Vorhaben zu informieren und darauf hinzuweisen, damit Sie sich in den ersten 15 Minuten auch ohne unserer Unterstützung voll auf Ihre sportliche Arbeit konzentrieren können.

Gegen Polizeiwillkür und staatliche Repression!

Für eine mündige, lebendige und unabhängige Fankultur!

Freiheit für die Kurven!


Ultras Frankfurt 1997, im April 2005
Fragt der Arzt: "Leiden Sie oft unter starkem Durst?" "Nein, Herr Doktor,
soweit lass ich es garnicht erst kommen!"
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Re:Fanausschreitungen in Ahlen

Beitragvon Feis » 19.04.2005, 11:37

Die armen, friedlichen Frankfurter :o LOL
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