SV Darmstadt 98: Präsidium hält nach dem 2:4 in Hoffenheim an Trainer Lettieri fest – „Jetzt geht der Mist von vorne los“
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Handeln oder nicht handeln, das ist aktuell beim Fußball-Regionalligisten SV Darmstadt 98 die Frage. Nach der 2:4 (1:1)-Niederlage am Freitag bei Ligakrösus TSG Hoffenheim stellt sie sich mehr denn je. Die Mannschaft des neuen Trainers Gino Lettieri ist damit nach zehn Begegnungen auf den drittletzten und somit wieder auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Nur mal zur Erinnerung: „Oben mitspielen“ hatte vor knapp drei Monaten die Zielstellung für diese Runde gelautet.
Lettieri hatte nicht den Himmel versprochen, aber an solch einen Niedergang hätten selbst Pessimisten trotz eines gewaltigen Personalwechsels, letztlich aber einer durchaus prominent besetzen Mannschaft im Traum nicht gedacht. Die Fakten liegen auf dem Tisch: Der SV 98 hat von zehn Spielen sieben verloren, neben dem Tabellenletzten 1. FC Kaiserslautern II so viele wie kein anderes Team in dieser Liga.
Es wird Zeit, dass sich was dreht. Möchte man meinen. Zumal der Trainer nach dem Spiel am Freitag – bei dem die Mannschaft zumindest phasenweise ordentlich auftrat, auch wenn die Gegentreffer wiederum Unachtsamkeiten entsprangen – etwas ratlos wirkte. „Es sind nur minimale Dinge, die gegen uns sprechen,“ sagte Lettieri, „ich bin überzeugt, dass wir da rauskommen.“ Klingt nach Durchhalteparolen. Wohl, weil sich das Team in Hoffenheim recht teuer verkauft hatte, obgleich es bei konsequenterem Hoffenheimer Abschluss zur Pause auch 0:4 hätte hinten liegen können, steht eine Ablösung des Übungsleiters derzeit offenbar nicht zur Debatte. „Gino Lettieri ist weiterhin unser Trainer. Dazu gibt es definitiv nicht weiter was zu sagen“, stellte Vizepräsident Karlheinz Hahn am Sonntag klar. Zum Handeln also kein Anlass.
Das hatte sich schon mal anders angehört. „Mit dem Sieg gegen Kassel ist sicher nicht alles gut. Es muss eine prinzipielle Aufwärtstendenz geben, die sich nicht nur in der spielerischen Leistung, sondern auch in Punkten ausdrückt. Wir werden mit Sicherheit nicht in Schönheit sterben.“ Aussage von Hahn nach der Mitgliederversammlung des Vereins am vergangenen Montag.
Und der neu gewählte Präsident Karl-Heinz Wandrey hatte im Rechenschaftsbericht vor den Mitgliedern entschlossener geklungen: „Der jetzige Saisonverlauf lässt mehr als zu wünschen übrig. Der Tabellenplatz entspricht nicht der Zielvorgabe und enttäuscht uns alle. Hier ist der Sport aufgefordert, gemeinsam mit dem Präsidium einzugreifen und gegebenenfalls die notwendigen Schritte, die bereits vorbereitet sind, zu unternehmen.“
Ist der erneute Sturz auf einen Abstiegsplatz kein Grund zum Handeln? Viele der rund 400 Darmstädter Fans machten am Freitag in Hoffenheim mit „Lettieri-raus“-Rufen ihrem Unmut über die miese sportliche Lage Luft. „Jetzt geht der ganze Mist von vorne los“, weiß auch Marcus Mann, zweifacher Torschütze für den SV 98 und bester Darmstädter im Dietmar-Hopp-Stadion. „Wir sind wieder in der gleichen Situation wie vor dem Kassel-Spiel.“ Druck ohne Ende. Und bei negativem Ausgang des nächsten Heimspiels gegen den Viertletzten Elversberg das dann wohl Unvermeidliche: Trennung vom Trainer. So wie schon vor Kassel.
Es ist somit auch für das Präsidium ein Tanz auf der Rasierklinge. Jetzt sind zwei Wochen Punktspielpause. Überbrückt durch ein Testspiel am nächsten Sonntag in Bingen (16 Uhr) gegen den Zweitligisten SC Freiburg. Eigentlich die Gelegenheit, einen Schnitt zu machen, bevor es gegen Elversberg – an einem Freitag, dem 13. – so richtig unangenehm werden könnte. Für alle Beteiligten.
Am Mittwoch ist Präsidiumssitzung. Turnusgemäß. Nichts krisenhaftes. Aber vielleicht kommen ja doch noch neue Einsichten.
echo

